Lachszucht in Norwegen

Jürgen Diebäcker

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Zucht ohne Augenmaß bedroht in Norwegen den "König der Flüsse"

Fünf Läuse sind des jungen Lachses Tod

"Nein“, sagt Kenneth Benjaminsen (42), „Wildlachse in den Flüssen gibt es auch hier nicht mehr.“ Nicht mehr auf Senja, der Insel 300 Kilometer nördlich des Polarkreises, die einst ein Zentrum vor allem des Heilbutt-Fangs war; nicht mehr (oder kaum noch) selbst in der Vosso, dem berühmtesten Lachsfluß Norwegens, zu dem früher Fliegenfischer aus aller Welt einflogen, um für 250 Euro Gebühr pro Tag die Chance auf einen 40pfünder zu suchen; nicht mehr (oder kaum noch) in den von Fischkrankheiten und Parasiten ruinierten einstigen „Traumflüssen“ Driva, Gaula, Namsen, Surna, Figga, Baevra, Byelva, Oselva oder Stordalselva.

Was dort oder in anderen der 629 lachsführenden Flüsse Norwegens noch als Lachs an den Haken geht, ist oft krank, degeneriert, aus Zuchtanstalten „entkommen“ oder als minderwertig aussortiert worden - jedenfalls meist kein „richtiger“ Wildlachs (Salmo salar) mehr. Wer nach dem sucht, wird selbst am Trondheimer Hafen, wo frisch und geräuchert eigentlich alles zu haben ist, was Flossen trägt, mitleidig belächelt: „Wo kommen Sie denn her?“

Fragt man Kenneth Benjaminsen, einen der sieben Lachsmäster auf Senja, nach der Ursache für den Niedergang des „Königs der Flüsse“, zuckt er zunächst mit den Schultern: Abwehrhaltung nach vielen Vorwürfen gegen Züchter, sie trügen die (Haupt-)Schuld am Rückgang der Wildlachse. Erst wenn man akzeptiert, dass der 42-Jährige, der bis 1984 bei der Staatlichen Fischereiverwaltung in Narvik arbeitete, ein „sauberer“ Züchter ist, taut er langsam auf. Dass Kollegen zuhauf tote, kranke oder minderwertige Zuchtfische ins Wasser der Fjorde werfen statt sie, wie seit Jahren vorgeschrieben, an Land teuer zu entsorgen, sei zwar „selten nachgewiesen“, aber "wahrscheinlich", räumt er ein: „So viele Zuchtlachse, wie frei umherschwimmen, können gar nicht durch Löcher in den Netzkäfigen entkommen sein.“ Staatliche Stellen schätzten deren Zahl auf bis zu 1,6 Millionen pro Jahr; der Fisch-Ökologe und -Genetiker Kjetil Hindar errechnete, in Norwegens Fjorden sei durchschnittlich jeder vierte, im Namsen sogar jeder zweite von Anglern gefangene Lachs ein in der Brutanstalt geborener „Streuner“, die die Stammväter ihrer Art infizieren und verdrängen.

Dass die Farmen der Mäster potentielle Krankheitsherde sind, die „die Pest“ in Fjorde und Flüsse tragen, deren Wildlachs- und Meerforellen-Populationen schädigen, liegt vor allem am Umfang des Zuchtgeschäfts. Nach dem zügellosen Boom der 80-er Jahre mit zweistelligen Zuwachsraten alle zwölf Monate und nach heftigen Protesten von Naturschützern, die Lachszucht sei zur „Umweltverschmutzung“ verkommen, haben die Osloer Behörden 1996 zwar endlich schärfere Ordnungsregeln verfügt: Futterquoten wurden eingeführt, Lizenzzahl, Käfiggröße und -zahl begrenzt, regelmäßiger Standortwechsel vorgeschrieben. Doch der Eingriff kam zu spät: Fjord- und Fluss-Ökologie waren bereits schwer geschädigt - auch durch Leichtfertigkeit in den Zuchtanstalten mit unvorhergesehenen Folgen.

Mindestens 100 000 Tonnen Fäkalien, darunter 25 000 Tonnen Phosphat und Stickstoff, sinken aus den Netzkäfigen jährlich auf den Boden der Fjorde, die vor allem im Großraum Bergen zum idealen Nährboden für Parasiten- und Algenplagen geworden sind. Aus dem Flekka-Fjord im Süden etwa zog vor Jahren eine Algenpest die Westküste herauf, vernichtete hunderte Tonnen Zuchtlachs - die aus Japan stammende gelbbraune Algenart Chatonella verrucolosa war bis dahin in Nordeuropa nie gesichtet worden. Seit Mitte der 80-er Jahre kämpfen die Farmen gegen die aus Schottland eingeschleppte Furunkulose, zu deren Eindämmung zunächst tonnenweise Antibiotika verwendet wurden - heute werden Junglachse gegen den Erreger geimpft. Danach folgte, ausgelöst durch Experimente einer Zuchtforschungsstation, ein Saugwurm-Parasit, gegen den Ostsee-Lachse immun sind, die norwegischen Stämme aber seltsamerweise nicht. Zwar bekamen die Farmen auch dieses „Problem“ inzwischen durch Futterbeigaben, Medikamentenbäder und Einsatz von Insektiziden in den Griff. Die Flüsse in Mittelnorwegen litten da jedoch schon unter Gyrodactylus salaris - bis heute.

„Hier im Norden“, sagt Kenneth Benjminsen, „haben wir bisher ziemlich Glück gehabt. Mit der Furunkulose zum Beispiel hatten wir wenig Sorgen, eher mit Algen, die auch nördlich des Polarkreises zum Problem geworden sind.“ Das liege an deren „explosionsartiger Ausbreitung“, weniger an der hier geringeren Dichte der Farmen: Auf Senja gebe es nur sieben Mastbetriebe und eine - seine - Zuchtanlage, in der jährlich etwa 600 000 Junglachse schlüpfen und etwa 1,50 Euro bringen, wenn sie als fingerlange Smolte an Mäster abgegeben werden.

Höchste Gefahr bedeuten für junge Wildlachse die in allen norwegischen Fjorden grassierenden Läuse. „Sie kommen mit den heimkehrenden Wildlachsen, werden von ihnen abgeschüttelt, können nur im Salz-, nicht im Süßwasser leben“, erläutert Kenneth und beteuert: „Läuse an Lachsen gab es immer.“ Die Frage sei eben nur, wieviele. Im nährstoffübersättigten Fjordwasser rund um die Aquafarmen finden diese Parasiten ideale Lebensumstände, die enorme Vermehrung bewirken. Züchter bekämpfen die Läuse mit Medikamenten im Futter, versuchen ältere Fische durch regelmäßige Bäder einigermaßen lausfrei zu halten. Doch Läuse gebe es selbst in jenen Zuchtbetrieben, die vollständig „an Land“, ohne jede Verbindung zum Fjord arbeiteten, ihre Tanks mit gereinigtem Meerwasser aus 100 Meter Tiefe füllten, versichert Benjaminsen.

Erwachsene, zum Laichen heimkehrende Wildlachse überleben die Lausherden in den Fjorden, allerdings deutlich geschwächt. Doch für die im zweiten Lebensjahr ins Meer abwandernden Smolte, deren Organismus sich im Fjord langsam auf Salzwasser umstellen muss, sind die die Schleimhaut schädigenden Parasiten eine tödliche Falle: Schon fünf Läuse sind jedes jungen Wildlachses Tod. Für die Wildbestände von Salmo salar bedeutet die Läuseplage das vermutlich dauerhafte Aus: Immer weniger Heimkehrer und kaum überlebender Nachwuchs haben die genetische Kette des „Königs der Flüsse“ vielerorts bereits reißen lassen. Eine Art, die - unter anderem durch Züchtung - vor dem Aussterben bewahrt werden sollte, verschwindet so: Weil der Mensch bei ihrer Zucht für den Massenverzehr das Augenmaß verlor.

Auch die Züchter haben immer weniger von ihrem Produkt: Was Kenneth Benjaminsen das 15-monatige Füttern seiner jährlich 300 000 Zuchtlachse bei der Direktvermarktung auf dem europäischen Kontinent „bringt“, entscheidet nicht die Qualität seiner Zuchtware, sondern der unkalkulierbare Markt, auf dem die Preise stark schwanken und beständig verfallen. Bevor seine Fische in Skrolsvik geschlachtet werden, muss er sie (zum Medikamentenabbau) zehn Tage lang hungern lassen. „Es ist schon vorgekommen, dass der Kilopreis in dieser kurzen Zeit von 30 auf 20 Kronen fiel“, erzählt Kenneth. Und er versichert: „18 Kronen brauche ich, um meine Kosten zu decken.“ Vom Rest muss er mit Frau und zwei Kindern leben. Das gelingt immer schlechter, denn sein Konto schmilzt.



Infos

Billig wie Hähnchenfleisch und Hering

Etwa 750 Aquafarmen produzieren in Norwegen jährlich über 300 000 Tonnen Zuchtlachs - mehr als die Hauptkonkurrenten Schottland, Irland, Alaska, Kanada und Chile gemeinsam auf den Markt bringen. Zwar verfielen die Preise drastisch - vor zehn Jahren brachte den Züchtern ein Kilo Lachs noch 70, heute im Durchschnitt nur noch 24 Kronen. Doch die Skandinavier glichen das bislang durch jährliche Zuwachsraten von 15 bis 20 Prozent (und, wie die Schotten argwöhnen, mit staatlichen Subventionen) aus, setzen deshalb weiter aufs Massenge-schäft: „Wir wollen ohne Wenn und Aber, dass Lachs für den Verbraucher eine Alternative zum Hähnchen wird“, bekannte Jostein Refsnes, Geschäftsführer des Fischzüchterverbandes in Oslo. Je billiger das Produkt, desto größere Absatzmärkte lassen sich erobern, lautet die Devise. Den „Abstieg in die Pizza-Liga“ wollen die Lachszüchter allerdings vermeiden.

Inzwischen wird in Europa zehn Mal so viel Lachs gegessen wie noch Ende der 80-er Jahre. Allerdings sanken im gleichen Zeitraum für die Erzeuger die Preise so stark wie bei keinem anderen Lebensmittel: Der einstige „Edelfisch für Gourmets“ kostet für Konsumenten heute kaum noch mehr als Hering, früher der „Arme-Leute-Fisch“.

Ernährungstechnisch gehört die Lachszucht zu den effektivsten Arten der Lebensmittelproduktion: Mit nur 100 Kilo Futter lassen sich 65 Kilo (Fisch-)Fleisch gewinnen, drei Mal mehr als bei der Hähnchenmast. Ökologen befürchten allerdings, die Futtergewinnung werde auf Dauer den Fischbestand der Meere ruinieren: Zur Zuchtlachs-Fütterung werden im Nordatlantik und vor allem im Pazifik jährlich Milliarden Kleinfische gefangen und zu 500 000 Tonnen Fischmehl verarbeitet. Diese Verschwendung von tierischem Eiweiß könnte durch eine Umstellung auf vegetarische Futtermittel gestoppt werden. Bisherige Versuche ergaben jedoch erheblichere Geschmacksunterschiede als zwischen Wild- und Zuchtlachs. Deshalb hat vegetarisch gefütterter Zuchtlachs vorerst keine Marktchance.

Wegen des Preisverfalls und des hohen Konkurrenzdrucks im eigenen Land suchen Norwegens Aquafarmen zunehmend nach Alternativen. Gezüchtet werden bereits Heilbutt und Dorsch, doch bereitet die Vermarktung Probleme: Beim Heilbutt beschränkt sich der Absatz auf Spezialrestaurants, das Geschäft lohnt deshalb nur in kleineren Mengen; bei Dorsch und Kabeljau bestimmen - noch - die Massenfänge der Berufsfischer-Flotten das Preisniveau, das für die Zucht zu niedrig ist.

JÜRGEN DIEBÄCKER (geschrieben für Rheinische Post u. a.)

Die beiden anhängenden Bilder zeigen Kenneth Benjaminsen beim Füttern an seiner Käfiganlage und bei der Kontrolle von Junglachsen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
:baby:
Sehr informativer und guter Bericht.
 
Hallo Jürgen,

klasse, lesenswert und sehr informativ. Ich finde es sehr gut dass Deine Beiträge auch mal andere Aspekte Norwegens beleuchten. Es ist schon interessant zu erfahren welchen "Abfall" so eine Aufzuchtsanlage produziert und welche Auswirkung diese auf die nähere Umwelt hat.

Ich glaube ich werde den vorgeschriebenen Mindestabstand von 150m auf 1000m "freiwilligen Mindestabstand" erhöhen :D.

Danke für die Info's. Mach bitte weiter so.
 
@ Uwe
Hat ja nicht jeder das Glück, dass er wie wir (noch) vom in Kanada gefangenen Wildlachs zehren kann.

Zur Qualität des Zuchtlachses:
In Norwegen gibt es, wie ich mir sagen ließ, drei unterschiedliche Zuchtlachs-Qualitäten. Die niedrigste ist der allerorten angebotene billige Ramsch, und der schmeckt eben so, wie man auf vielen Buffets (auch auf den Fähren!) feststellen kann. Die beiden besseren Qualitäten - vor allem die teuerste - munden wesentlich mehr, sind absolut genießbar. Man sollte deshalb beim Kauf in Norwegen immer "beste Qualität" verlangen. Ich hab' zum Beispiel öfter bei einem Räucherer in Namsos (Laden in der Nähe des Haupteinkaufszentrums in der Stadtmitte) vorzüglichen Zuchtlachs bekommen. Und wenn man davon kaufte, konnte man gelegentlich auch ein Stück Wildlachs bekommen, der nur noch an "gute Kunden" abgegeben wurde. Ist aber schon etwa drei, vier Jahre her.
 
Moin Jürgen,

keine Frage, dem Wildlachs ging's noch nie dreckiger, aber Du malst in Punkto Anteil gefangerer Wildlachs/Zuchtlachs etwas zu schwarz. Es gibt zwar einige Flüsse, in denen das Verhältnis Wildlachs/Zuchtlachs bei 30%/ 70% liegt, aber das sind gottseidank Ausnahmen.

Nimm zB mal die Rauma bei Åndalsnes hier in Møre & Romsdal. Da ist laut lokalem Jäger- und Anglerverein etwa jeder 3 bis 4 gefangene Salmo ein Zuchtlachs und von den echten Salmos sind 8 von 10 kerngesund. In der Eira in Eresfjorden, ein Top-Fluss und Wallfahrt-Ziel des norwegischen und auch englischen Geld-Adels (250 Euro pro Tag inkl. Vollpension, min. 3 Tage) , sieht es nicht anders aus.

2002 habe ich zB auf den Lofoten in zwei Wochen insgesamt etwa 50 gerade gelandete Lachse gesehen, davon waren man gerade ein halbes Dutzend Zuchtlachse. Meine eigenen beiden waren auch "echte Ware".

Übrigens: Der "beste" norwegische Zuchtlachs kommt von den Lofoten und wächst in extrem stark durchströmten Käfigen zu Muskelpaketen heran, die die Firma "Lofoten Delikatesser" dann räuchert. Der ist so super, dass selbst
manch ein ausgebuffter Küchen-Vollprofi auf Wildlachs tippt.
 
So erstmal zu den Bericht, allererste Sahne :baby: Nun mal zu den Lachsen eine Zwischenfrage: Woran erkennt man ob es ein Zucht- oder Wildlachs in freier Wildbahn ist :?

splitti ;(
 
Ja sehr interessanter Bericht. :baby:
Und ein äusserst sensibles Thema, die Weltbevölkerung schreit nach Fisch und die natürlichen Ressourcen sind ausgeschöpft. 8o
 
@ splitcane

Zum Erkennen:

1. Wenn Du die Chance hast, den g a n z e n Fisch oder die g a n z e Seite zu sehen: Ein Zuchtlachs hat selten mehr als 8 bis 9 Pfund Lebendgewicht, die Seiten sind also nicht sehr groß.

2. Wenn Du's nur auf dem Buffet sehen kannst: Zuchtlachs ist oft dunkler, hat mehr und breitere eingelagerte Fettadern als Wildlachs gleicher Größe. Was logisch ist, denn Zuchtfische bewegen sich weniger, haben also nicht so muskulöses Fleisch.

3. Falls Du nur schmecken kannst: Zuchtlachs hat in der Regel weniger Eigengeschmack, schmeckt labberiger - wobei man das durch gutes Räuchern teilweise verdecken kann.
 
@ alfnie

Ich glaube nicht, dass ich z u schwarz male. Es wird natürlich, was Zuchtlachs:Wildlachs angeht, immer Unterschiede bei einzelnen Flüssen geben. Die von Dir genannten kenne ich nicht aus eigener Erfahrung. Die besagt aber im Grunde nichts, denn es kommt nicht auf die aufsteigenden (erwachsenen) Lachse an, sondern darauf, ob die abwandernden Smolte überleben oder durch zu viele Läuse in den Fjorden eingehen. Kommen weniger Smolte durch, kehren Jahre später auch weniger heim - was bei den allermeisten Flüssen der Fall ist. Irgendwann werden dann die genetischen Ketten unterbrochen. Heißt: Von einem Jahrgang, aus dem keine Smolte dieses Flusses mehr überleben, können auch keine Rückkehrer mehr in diesen Fluss heimkehren. Geschieht das ein paar Jahre hintereinander, ist die Lachsfortpflanzung hier zu Ende und kann nur durch Neubesatz wieder aufgebaut werden. Das ist dann aber ein völlig anderer (Zucht-) Lachsstamm als der ursprünglich hier heimische.

Leider ist das in vielen Flüssen schon so.
 
Ich bevorzuge auch den selbstgefangenen. Der bestschmeckende ist der Sockeye. Um jedoch graved Lachs zu bereiten hat er fast zu wenig fett. Dafür eignet sich qualitativ hochwertiger Zuchtlachs oder King-Weibchen am Besten.

Wie der Zuchtlachs mittlerweile schmeckt? Weiss ich gar nicht mehr..hab seit Jahren keinen mehr gegessen.. :D
 
Hallo Jürgen,

Informativer Bericht. Gut geschrieben.

Ob die angeblichen Futterzusätze NOCH in diesem Umfang wie geschildert eingesetzt werden erlaube ich mir zu bezweifeln.
Aus meiner Praxis als Forellenzüchter kann ich das nicht bestätigen. Das kann zwar bei Lachsaufzucht etwas anders sein, glaube ich aber nicht.

Was den Futterqotient anbelangt, also die Menge Futter aus der 1Kg Fischfleisch entsteht, habe ich an anderer Stelle schon mal gepostet.
Er liegt nämlich bei hochwertigen Futter bei ca. 0,95 +-, also 0,95kg Futter für 1kg Fischfleisch, bei einer Verdaulichkeit von mehr als 80% bis 90%.
Bei weniger wertigem Futter liegt der FQ bei 1,5 bis schlechter 4 und einer Verdaulichkeit bei unter 50%.


Was mich aber schier schockiert :? ist deine Beurteilung wie man einen Wild- von einem Zuchtlachs unterscheiden kann.

Also das mit der Größe ist ja, mit Verlaub, wohl totaler Quatsch.
Ein Zuchtlachs hat zwar oft nicht mehr als 5Kilo, davon ausgehend aber auf Wild oder Zucht zu schließen ist schon hanebüchen.

Das Gleiche gilt für das Buffet. Ich zeige Dir einen wilden Ostseelachs und einen Atlantik-Zuchtlachs. Ich wette Du würdest den Zuchtlachs als Wildlachs bezeichnen.
Und von der Fleischfarbe auszugehen ist wenig hilfreich. Ich fütter Dir den Lachs in der Farbe wie Du ihn haben willst, von blass bis dunkelrot.

Einzig der Geschmack könnte ein Hinweiß sein. Aber auch hier gilt wie er gefüttert wird. Eingelagertes Fett KANN von der Fütterung kommen aber auch von Naturfutteraufnahme. Siehe Ostseelachs.
Auch hier gilt: Ich fütter den Zuchtfisch so wie er gewünscht wird, fett oder mager. Im direkten Vergleich mag man einen Unterschied feststellen können.

Im Grund gibt es nur eine Möglichkeit Zucht- von Wildlachs zu unterscheiden.
Das ist das Erscheinungsbild der Flossen, hier speziell Schwanzflosse manchmal auch die fehlende Fettflosse.

Durch das Schwimmen im Gehege sind alle Flossen mehr oder weniger ausgefranst oder sogar beschädigt oder fehlend. Im Gegensatz zum Wildlachs wo sie scharf geschnitten sind.
Die fehlende Fettflosse wird oft als Markierungsmöglichkeit angewendet.
Oft fehlen Schuppen.

Bei guter Zuchtware behaupte ich das nur wirkliche Kenner aus Zucht und Küche einen Unterschied feststellen können. Speziell dann wenn nur das schiere Filet zur Verfügung steht.

Das gleich gilt im übrigen für Forellen.
 
@ Sockeye
Nee-nee Du, von den pazifischen Lachsarten kann geschmacklich KEINE mit
dem atlantischen Salmo Salar mithalten 8) Das bestätigt Dir jeder Norweger und Isländer gerne :D (Persönlich finde ich übrigens, das eine Mefo immer besser schmeckt wie ein jeder Lachs).
 
Original von alfnie
..................... (Persönlich finde ich übrigens, das eine Mefo immer besser schmeckt wie ein jeder Lachs).


Das ist auch meine Meinung. Das gilt auch für Regenbogen-Forellen.
Bei einer 4kg RF aus der Zucht, speziell Salzwasseraufzucht, und einem 4kg Zuchtlachs würde ich IMMER die RF bevorzugen.

Regenbogen-Forellen, eigentlich ja auch eine pazifische Lachsart, hat eine andere Eigenschaft überschüßiges Fett aus dem Futter im Körper einzulagern.

Beim Lachs wird es nämlich im Fleisch, bzw. in den Zwischenfleischschichten eingelagert, bei den Forellen aber an den Eingeweiden.

Eine Forelle ist also im Fleisch immer etwas weniger fett als ein Lachs. Außerdem ist das Fleisch etwas zarter.
 
@ Mucki

Zum Thema Größe: Natürlich mag es Zuchtlachse geben, die 10, 15 oder mehr Kilo Gewicht haben - etwa wenn sie zum Abstreifen genutzt werden sollen. Aber für die normale Käuferpraxis gilt doch: Zum Kauf angebotene Zuchtlachse über 5 Kilo sind ganz, ganz selten. Deshalb meinte ich, dass im Normalfall für Laien auch die Größe ein Unterscheidungsmerkmal ist.

Zum Thema Futter: Na klar kannst Du dadurch den Geschmack wesentlich beeinflussen, sprich: verbessern. Doch solches Futter wird in Norwegen bei der gängigen Massenware - und darum ging's mir - selten verwendet, weil's teurer ist, deshalb aus Kostengründen meist ausscheidet. Wo der Wettbewerb vor allem über den Preis läuft, wird eben vor allem auf die Kosten geachtet.

Zum Thema Geschmack: Da ist eben vieles (auch) Geschmacksfrage... Womit ich Deine Meinung nicht anzweifeln will. Aber der Durchschnitts-Massenzüchter in Norwegen kennt seine Kunden gar nicht - wie also ihren Geschmack?

Zum Thema Flossen: Da hast Du absolut Recht. Das hatte ich bei meiner Antwort vergessen.

@Sockeye

Beim Rotlachs stimme ich als Kanada- und Alaska-Fahrer Dir zu: Geschmacklich geht da auch für mich nichts drüber. Nur beißen die Biester halt sehr schlecht bis gar nicht. Es sei denn, Du magst sie ratschen.
 
Original von Jürgen Diebäcker
@ Mucki

Zum Thema Größe: Natürlich mag es Zuchtlachse geben, die 10, 15 oder mehr Kilo Gewicht haben - etwa wenn sie zum Abstreifen genutzt werden sollen. Aber für die normale Käuferpraxis gilt doch: Zum Kauf angebotene Zuchtlachse über 5 Kilo sind ganz, ganz selten. Deshalb meinte ich, dass im Normalfall für Laien auch die Größe ein Unterscheidungsmerkmal ist.

Ganz klar. NEIN Der meiste Lachs der zum Verkauf kommt hat diese Größe. Egal ob Zucht oder Wild. Ein Laie kann es nicht unterscheiden


Zum Thema Futter: Na klar kannst Du dadurch den Geschmack wesentlich beeinflussen, sprich: verbessern. Doch solches Futter wird in Norwegen bei der gängigen Massenware - und darum ging's mir - selten verwendet, weil's teurer ist, deshalb aus Kostengründen meist ausscheidet. Wo der Wettbewerb vor allem über den Preis läuft, wird eben vor allem auf die Kosten geachtet.


Wenn dem wirklich so ist, dann wäre es falsch. Solch "billiges Futter" hat eben nicht die beschriebenen Vorteile, was bedeutet das wesentlich mehr gefüttert werden muß, wodurch der billigere Anschaffungspreis sich sehr schnell NICHT mehr rechnet.
Ein Beispiel aus meiner Aufzucht: Ein 25kg-Sack hochwertigstes Futter, FQ1, also 1kg Futter ist 1kg Fischfleisch, kostet im Moment € 38,--.
Ein 25kg-Sack schlechteres aber immer noch sehr gutes Futter, FQ 1,4 also 1,4kg Futter für 1kg Fischfleisch kostet derzeit etwa €32,-- . Das heißt um auf das gleiche Ergebnis des besten Futters zu kommen muß ich im zweiten Fall etwa 34kg Futter bzw. €44,-- aufwenden.
Dieses Beispiel dürfte in der Lachszucht ähnlich sein.




Zum Thema Geschmack: Da ist eben vieles (auch) Geschmacksfrage... Womit ich Deine Meinung nicht anzweifeln will. Aber der Durchschnitts-Massenzüchter in Norwegen kennt seine Kunden gar nicht - wie also ihren Geschmack?

Der Geschmack wird sehr wohl vom Kunden vorgegeben, nämlich über die weiterverarbeitende Industrie. Ware die den Anforderungen nicht entspricht läßt sich nicht oder nur schwer verkaufen

Zum Thema Flossen: Da hast Du absolut Recht. Das hatte ich bei meiner Antwort vergessen.

@Sockeye

Beim Rotlachs stimme ich als Kanada- und Alaska-Fahrer Dir zu: Geschmacklich geht da auch für mich nichts drüber. Nur beißen die Biester halt sehr schlecht bis gar nicht. Es sei denn, Du magst sie ratschen.
 
@Mucki

Ich glaube, wir missverstehen uns: Die 4- bis 5-Kilo-Lachse, die man als gängigges Angebot sieht, sind ganz überwiegend Zuchtlachse. Es gibt ja kaum noch Wildlachse im Angebot, weder hier noch in Norwegen. Und wenn Du in Norwegen tatsächlich mal einen angeboten siehst, dann hat dieser Wildlachs 10 Kilo oder mehr Lebengewicht.

Wenn Deine Futterrechnung so auch für Lachs stimmen soll, dann muss mein Informant auf Senja wohl umschulen. Oder Deine Rechnung stimmt nur für die Forellenzucht.
 
Hallo Jürgen,

Ich weiß schon was Du meinst. Aber auch einen 10Kilo Zuchtlachs kannst Du in den seltesten Fällen von einem Wildlachs unterscheiden. Im Besonderen dann wenn der Wilde im Meer gefangen wurde, also Blank ist.

Ich bestreite aber nicht das Profis das können. Es gibt natürlich Merkmale. Aber Otto Normalverbraucher schafft das in der Regel nicht.

Was die Futterrechnung anbelangt stimmt die auch für die Lachszucht. Allerdings sind dort andere Mengen und somit andere Preise und wahrscheinlich auch nicht so hohe Preissprünge.

Sehr hochwertiges Futter ist extrem teuer, aber bei richtigem Umgang, spart es Kosten.
Bei falschem Umgang geht es auf den Geldbeutel und noch mehr an die Gesundheit des Fisches.



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Hallo,


ich habe vor einigen Monaten mal einen Bericht über eine norwegische Lachs- Samenbank gesehen, wo man versucht, das Erbgut der einzelnen Wildlachsstämme zu erhalten und um dann gereinigte, vorher vollkommen verseuchte Flüsse, wieder mit "wilden" Junglachsen zu besetzen. Als erstes hatte man wohl versucht, Lachse aus Schweden dorthin umzusiedeln, die wiederum hatten irgendeinen Parasiten denen waren die heimischen Lachse nicht gewachsen. Daraufhin hat man diese Flussläufe total mit Pestiziten behandelt und jedem Lebewesen damit den Garaus gemacht. Danach hat man versucht diese reinrassigen Stämme wieder anzusiedeln. In einigen Fällen hat das aussagegemäss auch geklappt.

Ich habe auch schon einen Bericht über Zuchtanlagen in Kanada gesehen. Dort müsste es ja ähnliche Probleme geben oder haben die von den Norwegern gelernt.


Leipziger
 
Na das scheint mir eine sinnvollere Lösung zu sein. Ich habe auch gesehen, das sie die Lachse genetisch so verändern können das sie schneller wachsen können und grösser werden. Die haben das Erbgut entsprechend angepasst. Das war, wenn ich mich nicht irre, ein Bericht aus Kanada. Naja, vielleicht war der Bericht auch nur von Greenpeace gesponsert und übertrieben.

Aber möglich ist halt heute vieles. Trotzdem will ich in den nächsten Jahren mal nach Kanada zum Fischen fahren.


Leipziger
 
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